Sechs Inventionen für Violine und Violoncello

Titel
Sechs Inventionen für Violine und Violoncello
Category
Kammermusik
Duo
Dauer
22:00
Anzahl Mitwirkende
2
Besetzung
Violine · Violoncello
Entstehung
2005
Uraufführung
2007-09-02
Mondsee, Musiktage Mondsee · Ernst Kovacic, Violine · Heinrich Schiff, Violoncello
Satzangaben
I. Getragen
II. Energico, ma poco leggiero, non troppo marcato
III. Zart
IV. Gespenstisch huschend
V. [Viertel = 44]
VI. [Viertel = 126]



Zusatz
dedicatee: Ernst Kovacic and Heinrich Schiff
Auftraggeber
Muisktage Mondsee
Kommentare des Komponisten zum Werk

Die meisten meiner Kompositionen sind von langer Hand im Kopf vorbereitet, bevor ich mit der eigentlichen Arbeit beginne. Die Inventionen für Violine und Violoncello dagegen verdanken ihre Entstehung einer kuriosen Konstellation: Robert Neumüller hat einen Film über mich gedreht und wollte dafür eine Passage haben, in der ich Noten schreibe. Da ich außer Stande bin, sinnlos Noten zu schreiben, ist dabei ein Abschnitt für Geige und Cello entstanden, dem ich keinerlei Bedeutung beimaß. Als ich das Blatt am nächsten Tag in den Papierkorb befördern wollte, entdeckte ich aber einen brauchbaren Ansatz für weitere Arbeit, und es entwickelten sich in der Folge die Sechs Inventionen. Ich dachte natürlich an meine Freunde Ernst Kovacic und Heinrich Schiff, denen die Stücke auch gewidmet sind. Die Zahl 6 und der Titel Inventionen wollen bewusst einen Bezug zu Bach herstellen.    Die Stücke sind von stark gegensätzlichem Charakter. Das erste ist lyrisch gehalten mit einigen quasi improvisatorischen Zügen. Das lebhafte zweite ist mit „energico“ überschrieben und hat auch dramatische Akzente. Das formal sehr einfache dritte besteht ausschließlich aus Flageolett-Tönen. Wenn sie gelingen, soll eine Art „himmlischer Gesang“ entstehen. Das vierte ist das längste Stück. Es ist durch die Spielanweisung „gespenstisch huschend“ charakterisiert und verlangt große Leichtigkeit in der Darstellung. Das fünfte ist elegisch gehalten und bringt unter anderem Erinnerungen an das erste. Zum letzten Stück: Wenn ich von in zunehmendem Maß unangenehmen Flugreisen in meine Wohnung zurückkehre, singe ich oft: „Gott sei Dank, dass wir wieder zu Hause sind.“ Das tut auch Schigolch, wenn er im II. Akt von Bergs „Lulu“ ins Haus des Dr. Schön kommt. Diese Stelle ist zum Thema der Invention geworden. Das Tempo ist allerdings viel schneller. Die Zweistimmigkeit legt in allen Stücken polyphone Arbeit nahe: im letzten ist sie auf die Spitze getrieben, und ich habe meinen Freunden hier mit einem Schuss Bosheit auch technisch ziemlich Kniffliges hineingeschrieben.  
Friedrich Cerha  

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