II. Teil: 17'30''
Die Instants sind 2006 bis 2007 entstanden. Ich war es in dieser Zeit leid, in Musik den „Schweiß“ von kompositorischer Arbeit zu hören und vermied daher zunehmend alles an langwierigem symphonischen Fluss. Immer wichtiger wurde mir Direktheit, die Spontaneität des Einfalls, das unbegreifliche „Hereinfallen“ von musikalischen Situationen und Gesten ins Bewusstsein und das unmittelbare „Herausfallen“ von Gestalten ins Bildhafte der Partitur.
Das Ergebnis war eine Reihung von kleinräumigen Elementen, von überraschenden Augenblicken.
Und noch ein anderes war mir wichtig: Ein rigoroser Reduktionismus hat im vorigen Jahrhundert überaus interessante Werke hervorgebracht, aber festgehalten hat er oft zum Eindruck von Armut und Eintönigkeit geführt und es wurde mir immer mehr bewusst, dass auch Reichtum und Vielfalt eine Qualität von Kunst ist oder sein kann.
Und noch ein Drittes: Ich habe sehr lange vermieden, in meinen Werken musikalische Situationen zu wiederholen. Jetzt stand mir klar vor Augen, dass das bei unseren alten Meistern nicht der Fall war und wie sehr ein Wiederholen die variierende Phantasie herausfordern und beflügeln kann. So schaffen in den Instants Andeutungen von bereits Erklungenem, das variierende Weiterdenken und das erinnernde Anspielen auf frühere Situationen, immer wieder Allusionen an Gehörtes und damit ein enges Geflecht von Beziehungen, ohne ein Formschema nötig zu haben.
Natürlich ist die Reihenfolge der Augenblicke keine zufällige. Die Logik des Schrittes von einem zum anderen war mir wichtig, genau so wie die Gesamtdramaturgie. In meinen Arbeiten ist die erste Fassung immer die knappste. Aus dem Bedürfnis, die Logik des Ablaufs möglichst stringent zu halten kommt es zu Erweiterungen, zu Einschüben und auch zu variierenden „Wucherungen“. Das Endergebnis hat mitunter den doppelten Umfang der ersten Fassung, einen Umfang, von dem ich freilich im Fall der Instants hoffe, dass er meine Hörer nicht überfordert
Friedrich Cerha